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Nachhaltig. Stark. Weiblich. „Unternehmenswerte wie Gleichberechtigung muss man aktiv am Leben halten“

Die Ursprünge des Reinigungsmittel-Unternehmens Sodasan liegen in der Umwelt- und Friedensbewegung der 80er Jahre. Geschäftsführerin Kerstin Stromberg macht sich bis heute für einen fairen Umgang mit Mensch und Natur stark.

Mitgliedsunternehmen Interview

Kerstin Stromberg von Sodasan

Für Frauenrechte, Frieden und Ökologie, gegen Atomkraft und Umweltverschmutzung: seit ihrer Jugend tritt Kerstin Stromberg entschlossen für ihre Werte ein. Schon als Schülerin war sie Teil einer Lebensmittel-Kooperative, zog früh von zuhause aus und in ein WG-Kollektiv in Göttingen ein. Hier fand sie Menschen, die ihre progressiven Ansichten teilten. „Unser Kollektiv war politisch, öko und ziemlich autark. Wir hatten eine eigne Kneipe, eine Werkstatt und versorgten uns selbst mit Lebensmitteln“, erinnert sie sich. Im Kollektiv schwammen die jungen Menschen gemeinsam gegen Strom. Und legten quasi nebenbei den Grundstein für Sodasan. Denn weil es damals keine ökologischen Reinigungsmittel zu kaufen gab, machten sie einfach selbst welche. „Jürgen Hack brachte dafür als Chemiker die nötige fachliche Expertise mit. Als sich das Kollektiv auflöste, machten wir als GmbH mit den Wasch- und Putzmitteln weiter“, so Kerstin Stromberg. 
 

„Gerechtigkeit ist in der Unternehmens-DNA von Sodasan angelegt“
 

Bevor Kerstin Stromberg und Jürgen Hack 2022 Thorsten Godau in die Geschäftsführung beriefen, führten die beiden Sodasan als Gründerduo. „Ich habe keine klassische Karriere hinter mir, sondern von Anfang an viel improvisiert und mich in alle Bereiche selbst reingefuchst. Weil schon im Kollektiv Gleichberechtigung großgeschrieben wurde, musste ich innerhalb der Firma nicht für meine Rechte als Frau kämpfen. Denn Gerechtigkeit ist quasi in der Unternehmens-DNA von Sodasan angelegt“, sagt sie. Dennoch weiß Kerstin Stromberg, dass es nicht ausreicht, sich auf den guten alten Gründergeist zu verlassen. Einerseits, weil Zertifizierungen wie CSE (Certified Sustainable Economics) verlangen, dass Gleichberechtigungsthemen gezielt adressiert und dokumentiert werden. Und andererseits, weil jeder Personalwechsel andere soziale und kulturelle Werte ins Unternehmen hineinspült.
 

„Sobald das Thema Familienplanung ansteht, verlässt noch immer viele der Mut“
 

„Vor einiger Zeit beschwerte sich ein – inzwischen ehemaliger – Mitarbeiter bei mir, dass er genauso viel verdiente, wie seine Frau. Beide übten bei uns dieselbe Tätigkeit aus. Solche Situationen zeigen mir immer wieder: Unternehmenswerte wie Fairness und Gleichberechtigung sind nicht einfach da und bleiben dann für immer. Man muss sie verschriftlichen, hegen, pflegen und somit am Leben halten“, sagt Kerstin Stromberg. Heute sind 61 Prozent der Mitarbeitenden bei Sodasan Frauen. Besonders in leitenden Positionen dürften es jedoch gerne mehr sein, findet sie. Als sie kürzlich die Position der Vertriebsleitung ausgeschrieben hatte, empörte es sie geradezu, dass sich keine einzige Frau auf die Stelle bewarb. „Dabei haben besonders junge Frauen oft nicht nur große Ideen, sondern auch die nötige Power, etwas zu bewegen. Das sieht man zum Beispiel bei der Klimabewegung, die überwiegend weiblich ist. Doch sobald die Familienplanung ansteht, verlässt viele noch immer der Mut. Natürlich hat das auch mit dem Mangel an Betreuungsangeboten zu tun. Aber das ist nicht alles. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“, ist Kerstin Stromberg überzeugt.

 

Zur Kolumne:
Ina Hiester ist freie Journalistin mit den Schwerpunktthemen Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit. Während einer umfassenden Recherche rund um das Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Biobranche stellte sie fest: viele Frauen sind zwar besonders empathisch und naturverbunden und engagieren sich für gesellschaftlichen Wandel. Doch auch im 21. Jahrhundert werden ihre Leistungen oft nicht genug anerkannt. In ihrer BNW-Porträt-Reihe „Nachhaltig. Stark. Weiblich.“ stellt die Journalistin deshalb Unternehmerinnen vor, die sich mit Herz und Verstand den ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit stellen.